Was für ein Typ ...
Allerdings - wie meistens im Leben - ist die Praxis doch oft ein bisschen vielfältiger als das Grundprinzip. Und so gibt es auch bei LIMS gewisse Möglichkeiten zu mehr oder weniger Ordnung bzw. Freiheit. So zum Beispiel beim Thema Datentypen für Messwerte:
In vielen Laborinformationssystemen - so auch unserem LIMS "uniLIME" - definiert man für einen Analysenparameter vorher den Datentyp, an den sich die Messwerte danach halten müssen. Also bei einer Abwasseranalyse wird der pH-Wert den Datentyp "numerisch" (Gleitkommazahlen innerhalb bestimmter Grenzen, z.B. "5,5") haben, der vor Ort notierte Geruch der Wasserprobe aber den Typ "Text", wo beliebige Texte zugelassen sind, also z.B. "leicht muffig". Dann könnte es Parameter geben, die genau einen von mehreren möglichen Werten (Typ "Auswahl") aufweisen können, zum Beispiel, ob die Probe für die weitere Untersuchung filtriert wurde - Auswahlmöglichkeiten "Ja" oder "Nein".
Anhang dieses Datentyps weiß das LIMS automatisch, welche Eingaben zulässig sind (also dass man beim pH-Wert zwar "5,5" eingeben darf, nicht aber "leicht sauer") und wie die Werte weiterverarbeitet / umgerechnet oder für den Bericht formatiert werden können.
Unser LIMS "uniLIME" wendet diese Regeln im Allgemeinen konsequent an, was den Anwender zwar etwas mehr Arbeit in der vorherigen Definition auferlegt, damit aber viele Fehlerquellen von vornherein ausschließt. Andere Systeme hingegen sind hier weniger streng, man kann also beim pH-Wert auch problemlos eben "leicht sauer" eingeben.
Über Für und Wider dieser "flexiblen" (aber fehleranfälligen) Umsetzung scheiden sich die Geister. Wir haben uns jedenfalls für die strikte Typenprüfung entschieden, da es für ein LIMS zwar meistens, aber nicht immer möglich ist, selbst zu erkennen, ob es sich jetzt um einen numerischen Wert oder eine Textangabe handelt. Dies kommt vor allem davon, dass auch numerische Messwerte typischerweise Teile enthalten können, die keine Zahlen sind. Also z.B. Angaben wie "< 0,05", "1,55 ± 0,30" oder "n.n. (NG: 0,1 mg/l)". Bei uniLIME gibt es dann für solche numerischen Angaben klare Regeln, wie die einzelnen Teile aufzutrennen sind - was ist der Messwert, was die Bestimmungs- oder Nachweisgrenze, was die Messunsicherheit etc. Und damit ist auch eine Umrechnung problemlos möglich.
Ein ähnliches Thema sind Zahlenangaben mit länderspezifischem Dezimaltrennzeichen, also konkret meistens das Komma in Deutschland/Östereich und der Punkt in den englischsprachigen Ländern, aber auch der Schweiz. Vor allem beim Import von Messwerten von Analysengeräten (HPLC, ICP, GC/MS etc.) muss man damit rechnen, dass alle Varianten bunt gemischt vorkommen. Nun könnte das Laborinformationsystem selbst versuchen, das richtige Zahlenformat zu erkennen oder aber man gibt im LIMS beim Importformat direkt an, ob es sich um das deutsch oder englische Zahlenformat handelt. In den meisten Fällen ist eine automatische Erkennung korrekt möglich - allerdings nur, solange die Zahlen ohne 1000-er-Trennzeichen ausgegeben werden, was glücklicherweise bei den meisten Laborgeräten der Fall ist. Allerdings eben nur bei "den meisten". Wenn dies nicht der Fall ist und das LIMS (z.B. uniLIME) nicht weiß, ob es sich um einen Messwert im deutschen oder englischen Format handelt, dann können geradezu katastrophale Fehler passieren: Beispielsweise kann dann der Wert "1.205 mg/l" als "eintausendzweihundertfünf" oder aber als "eins komma zweihundertfünf" interpretiert werden, also mit etwas Pech um den Faktor 1000 falsch sein - gewissermaßen der "Supergau" im LIMS. Um diese Probleme abzuwenden, hat sich die "strenge" Variante aus unserer Sicht mehr als bewährt, auch wenn man für diese Sicherheit ein bisschen mehr Aufwand betreiben muss.